Freitag, 14. Juni 2019

ernsthaft bedenklich

Jugendliche möchten bitte ernst genommen werden. Das ist verständlich. Es scheint jedoch, als sei genau das der eigentliche Hauptgrund für den aktuell verbreiteten Aktionismus: Es geht weniger um die – jeweilige – Sache, sondern viel(-)mehr um das jugendliche Ego.

Zunächst entwickelte sich eine aktivistische Welle kind- und jugendlichen Engagements rund um den „Klimaschutz“ und „Klimawandel“. Es verbreitete sich unter Schülern, an Freitagen demonstrativ die Schule zu schwänzen, um auf diese Weise passiv „für mehr Klimaschutz“ zu demonstrieren. Wie bei allem anderen auch, gab es auch hiergegen Vorbehalte und negative Reaktionen.

Kurz vor der Europawahl wiederum verbreitete sich (sozial-)medial millionenfach die persönliche Meinungsäußerung eines Jugendlichen, der dem Zeitgeist entsprechend gern Videos von sich ins Internet stellt, und sich ausnahmsweise aus einer Laune heraus politisch äußerte, vor allem gegen etablierte Parteien. Wie bei allem anderen auch, gab es auch hiergegen Vorbehalte und negative Reaktionen.

Dass aus Beidem ein Heiden-Trara gemacht wurde, lag nicht zuletzt daran, dass es sich in allen Fällen um Kinder und Jugendliche handelt, die Vorbehalte und negative Reaktionen sehr persönlich nahmen und nehmen: Die Heranwachsenden fühlen sich nicht ernstgenommen. So, wie jede Generation von Heranwachsenden: Die Alten haben schließlich keine Ahnung. Das war schon immer so.

Was Kinder und Jugendliche den Alten vorwerfen, müss(t)en sie allerdings auch für sich selbst in Erwägung ziehen: Sicherlich haben „die Alten“ mitunter leichte Probleme, sich in „die Jugend“ hineinzuversetzen – umgekehrt aber exact genauso. Die Heranwachsenden haben keinerlei Ahnung, was Lebenserfahrung – tatsächlich – ausmacht; außer, dass „die Alten“ sich ständig darauf berufen.

In der TV-Sendung „Ihre Meinung“ im WDR-Fernsehen sollte diese Gesamtproblematik der Generationen pendelnd zwischen Klima und Politik grob besprochen werden. Ein Jugendlicher (wie heute nahezu üblich: ein „YouTuber“) forderte nachdrücklich ins Mikrofon: „Es ist ganz einfach: die Jugendlichen wollen wie Erwachsene behandelt werden“; bei tosendem Applaus der anwesenden Jugendlichen, die alle wie Erwachsene behandelt werden wollen.

Leider wurde im Anschluss daran nicht geklärt, ob es dabei vielleicht doch irgendwelche Grenzen geben sollte und wo die denn eventuell liegen würden. Ob etwa die Altersgrenze für den Kauf und Konsum von Alkohol und Tabakwaren aufgehoben werden soll, um Jugendliche wie Erwachsene zu behandeln". Oder ob es nicht irgendeinen tieferen Sinn haben könnte, dass so etwas wie ein Jugendschutz" mit entsprechenden Gesetzen eingerichtet wurde, weil es direkte Zusammenhänge mit dem Lebensalter gibt.

Eher im Gegenteil ist man zurzeit medial auf dem Jugend-Trip (wie man als Alter" weiß: wieder einmal, denn auch das ist nichts Neues). Und sicherlich mögen Jugendliche sich gegenüber der Weisheit des Alters" besserwissend wähnen, etwa im Thema um den Klimawandel": Die Fakten sprechen schließlich für sich, was braucht man da schon Lebenserfahrung(?). Man braucht sie, um (im Gegensatz zum Glauben an Fakten) scheinbare Fakten mit etwas mehr Gelassenheit abwägen und beurteilen zu können. Doch das erkennt man eben erst... ab einem gewissen Alter.

Nun ließe sich prinzipiell über alles reden. Vielleicht können „die Jungen“ ein wenig Einsehen entwickeln, dass sich „die Alten“ damit etwas schwertun, wenn sich Heranwachsende – hauptsächlich – damit beschäftigen, Videos von sich ins Internet zu stellen, in denen sie kommentieren, wie sie Spielkonsolenspiele spielen, Einkaufstüten voller Klamotten auspacken, Kosmetika testen, wie sie als „Influencer“ reihenweise völlig belanglose Fotos von sich veröffentlichen, usw, usw… also hauptsächlich: sich selbst präsentieren und inszenieren, nur mit unterschiedlichen Themen und Aufhängern. 

Das ist als Grundlage nur bedingt geeignet, um ernstgenommen und „als Erwachsene behandelt“ zu werden, wenn diese Heranwachsenden in dieser Hauptbeschäftigung zwischendurch dann doch einmal ausnahmsweise etwas (vor allem: für sie selbst) Wichtiges ansprechen wollen. Das passt – für „die Alten“ nicht ganz zusammen. Außer, dass dieses Zeitalter der Selbstinszenierung womöglich den Drang verstärkt, sich selbst und seine persönliche Weltsicht etwas wichtiger zu nehmen als es sozialverträglich ist – gerade, wenn man auf diese Weise von „den Alten“ irgendetwas erwartet.

Da wäre es auch hier umgekehrt angebracht, dass „die Jugend“, die in ihren digitalen Nischen in „YouTubern“, „Bloggern“ und „Influencern“ ihre eigenen „Stars“ in ihrer digitalen Welt hat, ein wenig Einsehen aufbringt, dass „die Alten“ ihre ganz eigenen, anderen „Stars“ haben: eventuell Descartes, Kant, Voltaire, u.a. Wenn „die Jugend“ das jedoch eher laaaaaangweilig findet, weil sie in eine Welt der totalen Vollgas-Unterhaltung und der 2-Minuten-Fast-Food-Informations-Häppchen hineingeboren wurde, dann ist das durchaus nachvollziehbar – aber sicher nicht „der“ Maßstab, an dem sich alles und jeder „Alte“ gleichfalls zu orientieren und zu messen lassen hätte.

Dienstag, 28. Mai 2019

klimatisch gestört

Nicht nur das global-meteorologische, sondern auch das zwischenmenschliche Klima ist stark gestört und extrem gefährdet. Wenn die „Klima-Aktivistin“ Greta Thunberg mit dem Friedensnobelpreis in Verbindung gebracht wird, kann der soziale Friede damit jedenfalls kaum gemeint sein.

Radikalität verläuft in den meisten Fällen eher unerfreulich. Dabei könnte man vermuten, die „Sozialen Medien“ produzieren nicht nur radikale Neigungen, sondern verstärken sie auch noch um ein Vielfaches: „Gefällt mir“ oder eben nicht. Dafür oder Dagegen. Freund oder Feind. Das ist mindestens un-sozial. Und das auch noch massenhaft, radikal.

Demnach (also: demnach) ist es völlig unmöglich, eine annähernd neutrale Meinung zum Thema „Klimawandel“ zu vertreten. Wer der gängigen These eines menschengemachten Klimawandels nicht bedingungslos folgt und nur den Hauch einer Neutralität andeutet, ist ein „Leugner“, dem es völlig schnurz ist, wenn Natur und/oder Mensch vor die Hunde gehen.

Das ist nicht gerade vernünftig. Erst recht nicht, wenn sich radikale Klimaaktivisten dabei auf „die Wissenschaft“ – bzw vielmehr: deren Image (Objektivität, Neutralität, usw) – berufen. Wie meinte Angela Merkel im Fernduell mit Donald Trump: „Zweifel am Klimawandel sind unwissenschaftlich“. Als Physikerin sollte sie es besser wissen: Zweifel sind – im genauen Gegenteil – die Grundlage aller Wissenschaften.

Zu dem Psychogramm radikaler Klimaschützer gehört (u.v.a.) auch der Vorwurf, durch ein Leugnen würde man lediglich seinen Lebensstil beibehalten wollen. Dabei ist das vielmehr genau umgekehrt. Man will u.a. eine „CO2-Steuer“, damit ansonsten alles möglichst so bleibt, wie es ist, und sich eben: bloß nicht großartig wandelt. Der übliche Versuch, sich freizukaufen: Wir retten die Welt durch Konsum.

So etwas wie eine „CO2-Steuer“, die die Lebenshaltungskosten in ungeahnte Höhen treiben würde, lässt sich allerdings natürlich ziemlich leicht fordern, wenn man sich als Kinder und Jugendliche noch von den Eltern finanzieren lässt. Da fehlt jeglicher soziale Gedanke an Mitmenschen, die sich jetzt schon am Existenzminimum entlang hangeln müssen, Senioren inklusive.

Donnerstag, 4. April 2019

divers diskriminiert

Seit einigen Monaten gilt nun schon ein Gesetz, das ein Zeitgeistphänomen regeln soll: das „Zwischengeschlechtliche“. In erster Linie offenbart das allerdings die gedankliche Überforderung mit allem, was nicht „Entweder-Oder“ ist, aber unbedingt trotzdem eine passende Schublade braucht.

Eine enorme Menge von 0,1 bis 2% der deutschen Bevölkerung fühlt sich nicht ganz eindeutig dem Geschlecht zugehörig, mit dem sie geboren wurden. Männer, die sich eher als Frau fühlen, und Frauen, die sich eher männlich fühlen. So weit, so gut.

Man könnte es dabei belassen, wäre da nicht dieser zeitgeistige Ttend, alles Mögliche moralisch und/oder auf Political Correctness zu hinterfragen – und zwar das auch noch bitteschön auf sozial-mediales #Hashtag-Niveau reduziert. Damit darf man nun Persönlichkeit und Diskriminierung in eine ganz neue Schublade quetschen.

Seit Ende 2018 müssen so (u.v.a.) in Stellenanzeigen neben weiblichen und männlichen Bewerbern auch „diverse“ gesucht und Toilettenräume nicht nur für weibliche und männliche, sondern auch für „diverse“ Personen bereitgestellt werden. Was immer das auch sein soll.

Schließlich könnte man doch glatt meinen, Frauen, die sich eher als Mann fühlen, und Männer, die sich eher als Frau fühlen, fühlen sich nicht als „divers“, sondern als Mann bzw. als Frau. Gibt es dann also eine gemischte Unisex-Toilette für Frauen und Männer gemeinsam  ...weil sie sich irgendwie umgekehrt fühlen? Ist vielmehr das nicht diskriminierend?

Das eigentliche Problem ist - womöglich eher - dass man es seit ein paar Jahren eben nicht einfach bei irgendetwas belassen kann. Es muss unbedingt alles Mögliche zerdacht und zerredet und mit einem simplen Schlagwort versehen werden, damit es für die „Sozialen Medien“ kompatibel ist.

Donnerstag, 14. März 2019

gedankenlos manipuliert

Der neumodische Begriff „Influencer“ ist – vor allem – ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine erschreckend gedankenfreie Naivität verbreitet und kritik- und widerstandslos zu einer ziemlich fragwürdigen Normalität etabliert.

Schon seit etlichen Jahrzehnten nutzt die Werbebranche gern Prominente u.a. als Sympathieträger für Produkte und um die Glaubwürdigkeit der Werbeversprechen zu unterstützen. Das nannte und nennt man „Testimonial“. Und das funktioniert, obwohl Otto Normalbürger sehr genau weiß, dass der Prominente gutes Geld dafür bekommt.

Noch viel offen(-)sichtlicher ist – eigentlich – das Phänomen der „Influencer“: Ganz normale, in der Regel jüngere Menschen, die in den „Sozialen Medien“ irgendwelche Produkte anpreisen. Die Werbekunden versprechen sich davon, über diese „YouTuber“ und „Blogger“ und „Instagramer“ deren (oftmals Millionen) Abonnenten und „Follower“ zu erreichen, genauer: zu beeinflussen.

Diese ganzen „Influencer“ sind also auf Deutsch „Beeinflusser“, die ihre Abonnenten und „Follower“ beeinflussen sollen, irgendetwas zu kaufen. Und das geht tatsächlich so durch. Und niemand stört sich daran: „Na und? Solange das so weit geklärt ist, sind die Wörter und Begriffe doch schnurz“ Denkste.

Würde man stattdessen von Manipulatoren reden, die mit manipulierten Botschaften ihre zugeneigten Mitmenschen manipulieren… womöglich würde der eine oder andere dann doch einmal nachdenken, ob er sich tatsächlich (freiwillig) manipulieren lassen möchte – statt Manipulatoren auch noch als „Stars“ anzuhimmeln.

Zumal dahinter nichts weiter verborgen liegt als schnöder Konsum: von Kosmetika über Klamotten bis zu Trendgetränken, alles, was man Heranwachsenden so prima unterjubeln kann – die neben Schule und Ausbildung jobben gehen („müssen“), um sich den ganzen Kram leisten zu können …und diesen Zirkus bereitwillig mitmachen.

Dieselben Jugendlichen machen sich „Sorgen um ihre Zukunft“ und stellen sich demonstrierend für eine andere Klimapolitik auf die Straße. Ahnungslos, dass sie mit ihrem Konsumzirkus das Ganze (wortwörtlich) anheizen. Über ein Internet, dessen Betrieb allein schon 30% des gesamten Stromverbrauches ausmacht. Welcome to Paradoxia.

Mittwoch, 6. Februar 2019

beeindruckend erschlagen

Kürzlich war in „Spiegel Online“ mal wieder ein Kommentar zum Thema Klimawandel zu lesen: „Argumentationstricks: So entlarven Sie die Schwätzer“ legt nahe, dass Skeptiker unlautere Absichten hegen würden. Dabei findet man Trickserei und Geschwätz auch auf der anderen Seite; mit welchen Absichten auch immer.

Das Klima ist auch zwischenmenschlich stark belastet. Lässt jemand nicht sofort eindeutig die Mehrheitsmeinung erkennen, der globale Klimawandel sei menschengemacht, wird es ärgerlich. So jemand gilt schlagartig bestenfalls als Skeptiker, beliebter jedoch als glatter „Leugner“, quasi Ungläubiger. In dieser Rhetorik hätten wir auf der anderen Seite damit… Klima-Gläubige.

Zwar kann man in unserer achso toleranten Gesellschaft inzwischen sogar sein angeborenes Geschlecht leugnen und sich für „weder-noch“ („divers“) erklären: „Genderneutralität“. So tolerant sind wir. Doch zu einem (menschengemachten) Klimawandel hat man sich bitte klar zu bekennen. Da hört die Toleranz auf.

„Leugner“ werden dann schon einmal kurzerhand gnadenlos als „AfD“-Sympathisanten und potenziell Rechtsradikale geächtet – weil schließlich diese Partei den Klimawandel bezweifelt. Wer so etwas trötet, vertritt wahrscheinlich beim Tempolimit dummerweise zufällig selbst eine „AfD“-Position.

Wetter oder Klima: hängt davon ab
Da erzählt man uns ständig, von der aktuellen Wetterlage könne nicht auf das globale Klima rückgeschlossen werden, zwischen Wetter und Klima gäbe es schließlich einen Unterschied – andererseits erklärt man uns, wie schlimm der Klimawandel unser Wetter verändern wird. Doch man hüte sich tunlichst vor solch zwinkernd-ironischen Sätzen. Der Klima-Gläubige versteht da keinen Spaß.

Also: Wetter und Klima unterscheiden sich! Allerdings wohl eher bedingt. Auf der diesjährigen „didacta“-Bildungs(!)messe in Köln nämlich wird der Diplom-Meteorologe Sven Plöger am 21.02. um 13h00 einen Vortrag halten. Der bekannte TV-„Wetterfrosch“ wird als „Klimaexperte“ referieren: „Klimawandel ist mehr als hitzefrei“. Ach, sieh an. Na, was denn nun.

Der beträchtliche Unterschied ist wohl nur bei Bedarf einer. Wenn richtige Klimaforscher gerade leider keine Zeit haben oder zu hohe Honorare fordern, dürfen uns problemlos auch Astrophysiker über den irdischen Klimawandel belehren. Etwa die multikompetenten Ranga Yogeshwar und Harald Lesch, die zur besseren Tarnung dieser Fragwürdigkeit als „Wissenschaftsjournalisten“ bezeichnet werden. Beim Klimawandel ist man offenbar höchst flexibel – jedenfalls solange es sich um das bevorzugte Katastophenszenario dreht.

Im Mainstream schwimmend: Die sagenhaften 97%
Apropos: „richtige Klimaforscher“. Auch das: ein recht flexibler Begriff. Der durchschnittliche Klima-Gläubige fragt sich (u.v.a. auch) nicht, warum die Klima-Forschung eigentlich nicht Klima-Wissenschaft heißt. Dabei sind Forschung und Wissenschaft ebenso wenig dasselbe wie Wetter und Klima. Man nimmt es nur so genau, wie man es gerade braucht.

Perfekt in den Klima-Glauben passte vor allem eine Meldung, wie sie im Juni 2017 u.a. in den „Tagesthemen“ medial verbreitet wurde: „97% der Wissenschaftler sind sicher, dass der Klimawandel größtenteils menschengemacht ist“. Na, dann. Wer jetzt noch zweifelt, muss schon ein Vollidiot oder naiver Verschwörungstheoretiker sein. Schublade zu.

Wer jedoch gar nicht erst zwischen Forschung und Wissenschaft unterscheidet, dem fällt in solch einer Meldung natürlich auch nicht auf, dass darin gar nicht explizit auf Klimaforscher verwiesen wird, sondern auf „Wissenschaftler“ ganz allgemein, womöglich also Ernährungs- und Politikwissenschaftler eingeschlossen(?).

Solche Überlegungen scheint man sich angesichts einer derart gewaltigen Zahl von 97% wohl sparen zu können. Leider jedoch stolpert der Klima-Gläubige auch über eine andere knifflige rhetorische Feinheit: 97% „der“ Wissenschaftler heißt eben noch lange nicht „aller“ – sondern eben nur derjenigen, die befragt wurden; seien es auch nur zwölf. Man darf es nicht erfahren.

Vom Eindruck erschlagen
Und dann ist da noch die berüchtigte „Hockeyschlägerkurve“: Eine statistische Grafik, wonach die globale Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung in einer rasanten Kurve nach oben geht. Unter diesem Eindruck will dem Klima-Gläubigen gar nicht auffallen, dass immer nur diese eine Grafik gezeigt wird. Wie bei den gewaltigen 97% (s.o.) interessiert nicht, was eigentlich hinter den ganzen klimatischen Zahlen, Daten und Statistiken steckt.

Etwa der Kniff, mit Bezugsgrößen zu hantieren. Ungefähr so, wie Flugreisen dreimal sicherer sind als Bahnfahrten: Denn pro zurückgelegtem Kilometer sterben bei Unfällen mit der Bahn dreimal mehr Menschen als bei Flugunglücken. Es verhält sich jedoch exact umgekehrt, wenn man als Bezugsgröße nicht die Strecke, sondern die Reisedauer wählt. Dann ist Bahnfahren plötzlich dreimal sicherer als Fliegen. Statistik ist, wenn man sich frei aussuchen kann, was man (anderen) gerade „beweisen“ will.

Die Kirchen haben Gott, Sekten haben ihre Gurus, der Klima-Glaube hat die Wissenschaft: Ein (übrigens: sehr irrationales) unerschütterliches Urvertrauen bis zur Hörigkeit in das, was „Wissenschaftler sagen“. Das wäre so noch voll in Ordnung, würde der durchschnittliche Klima-Gläubige nicht darauf bestehen, „zu wissen“, und mit diesem Second-Hand-„Wissen“ Mitmenschen aburteilen, die sich eigene Gedanken machen.

Doch im Gegenteil. Der Klima-Gläubige fordert vom Ungläubigen Nachweise und Beweise, aber bitte „von ernstzunehmenden Wissenschaftlern“ – als könne er beurteilen, wer dazugehört. Viel schlimmer noch hat er in aller Regel nicht die geringste Ahnung, wie der Wissenschaftsbetrieb an sich funktioniert; nicht einmal, welche Naturgesetze hier überhaupt wirken. Auch das wäre nicht besonders schlimm, würde man nicht dennoch darauf bestehen, wissend zu sein.

Verblendet vom strahlenden Image der Wissenschaft, dem Image von Präzision, Exactheit und Beweiskraft, wird jeder Hauch eines Zweifels daran als „bloße Spekulation“ abgetan. Dabei ist Klimaforschung vor allem genau das: etliche Daten müssen schlichtweg geschätzt werden, etliche andere werden gar nicht erst einbezogen. Man glaubt den Herren Wissenschaftlern trotzdem.

Dahinter wiederum verbirgt sich der Glaube, dass sich so ziemlich alles berechnen und kalkulieren lässt, mit je mehr Daten umso präziser, mit den heutigen Hochleistungscomputern sowieso, kein Problem. Jedoch: von wegen. Das Naturgesetz, das Wetter und Klima zugrunde liegt, ist nämlich Chaos. Und das ist grundsätzlich völlig unberechenbar, ganz egal mit welcher Masse an Daten.

Das könnte auch jeder Klima-Gläubige innerhalb von zwei Minuten googeln. Doch weil er das offenbar nicht tut, kann ihm (u.a.) ein Harald Lesch mit erhobenem Zeigefinger mahnend erzählen: „Mit Naturgesetzen kann man nicht verhandeln“. Das stimmt natürlich. Er sagt aber nicht dazu, dass es sich bei diesem Naturgesetz um – unberechenbares – Chaos handelt, siehe oben. Warum wohl nicht.

Ich selbst frage mich vor allem, was dermaßen viele Menschen dazu verleitet, freiwillig sehr irrational unbedingt glauben zu wollen, dass „wir“ schuld an einem Klimawandel sind. Zumal jeder wissen sollte, dass „das Klima“ kein fixierter Zustand ist, der „in Unordnung“ bzw. „durcheinander“ gerät bzw. gebracht werden würde – nur, weil „wir“ einen bestimmten Zustand für „normal“ halten.

Und ich selbst bin zum Skeptiker geworden, als man begann uns zu erzählen, dass die Klimarettung käuflich ist; vom internationalen „Emissionshandel“ bis zum Geschäft mit „Bio“- und „Öko“-Etiketten, Weltrettung durch Konsum, wie praktisch. Wobei auch Klimaforscher sich wohl kaum selbst den Ast absägen werden, auf dem sie so komfortabel sitzen, indem sie das Weltklima für gerettet erklären und auf Milliarden an Forschungsgeldern verzichten.

Wenn man einigermaßen realistisch in diese Welt blickt, erkennt man schon mit einem halben Auge im Dunkeln, dass sich restlos alles um Geld dreht und mit dem Geld steht und fällt. Da wäre es nun am Klima-Gläubigen zu erklären, warum er das leugnet, und ausgerechnet das Getöse um den Klimawandel davon frei ist.

Wenn Sie wüssten... >> www.halloCerny.de

Freitag, 18. Januar 2019

digital verlaufen

Alles spricht über „die Digitalisierung“ und „Künstliche Intelligenz“, die grandiosen Möglichkeiten, dass Deutschland in diesem Bereich „hinterher hinkt“, usw, usw. Doch weit und breit niemand, der hinterfragen würde, ob man sich damit nicht eventuell ganz generell auf einem Holzweg befinden könnte.

Als „Denkfabrik“ ist es (u.a.) mein Job, unübliche Gedanken zu denken und dadurch (u.a.) sehr unübliche Fragen aufzuwerfen; zumindest als Denkanregung. Doch je tiefer jemand dabei im gedanklichen Mainstream feststeckt, desto schwieriger natürlich, in die eventuell genau entgegengesetzte Richtung denken zu sollen. Zugestanden.

Da wird etwa „die Digitalisierung“ mitsamt einer „Künstlichen Intelligenz“ als unser aller unausweichliche Zukunft hingestellt, als hätte man mit solchen Prognosen nicht schon oft genug daneben gelegen. Man denkt den nächstliegenden Gedanken freimütig in die Zukunft und glaubt dadurch zu wissen, wohin das führt, und was unbedingt zu tun und zu vermeiden ist.

Die Computertechnik macht es inzwischen möglich: Ein sogenanntes „Smart Home“ mit sogenannt „intelligenten“ Haushaltsgeräten, von der Kaffeemaschine bis zum Kühlschrank, dazu Roboter, die den Rasen mähen, Fernster putzen und staubsaugen, alles steuerbar bequem von unterwegs über das Smartphone.

Oder auch zuhause steuerbar über ein sogenanntes „Echo“-Gerät wie „Alexa“ von Amazon, mit dem sich Elektrogeräte und elektronische Anwendungen durch einfache Sprachbefehle steuern lassen, quasi auf Zuruf. Und das noch ganz abgesehen von sogenannt „autonomen“ bzw. „selbststeuernden“ Fahrzeugen, Autos und U-Bahnen.

Man denkt das Ganze als den Beginn, der durch den sprichwörtlichen weiteren Fortschritt in eine unausweichliche Zukunft führen würde. Die Frage, was das alles eigentlich soll, also eine etwaige Frage nach einem etwaigen Sinn, abgesehen vom schnöden Zweck, wird gar nicht erst gestellt. Das Machbare verblendet.

In meiner Jugendzeit kamen die ersten ‚Heimcomputer‘ auf den Markt. Der einzige Unterschied zu Spielkonsolen war die Tastatur, die suggerierte, dass es sich um einen Computer handelte, mit dem man „mehr“ machen könne, als „nur zu spielen“. Damit konnte man so auch perfekt rechtfertigen, warum man so einen Apparat „braucht“.

Dann erschienen die ersten ‚Personal Computer‘, mit neuartiger „Maus“, rechenschneller, leistungsfähiger, und: genauso sinnlos. Es hieß, man könne damit beispielsweise ganz bequem ein Archiv seiner Videokassetten und CDs anlegen. Sensationell. Man konnte allerdings auch weiterhin ganz einfach seine Videokassetten und CDs durchsehen.

Bei diesem ganzen „Fortschritt“ handelt(e) es sich jedoch vielmehr um Bill Gates‘ Vision ‚a computer on every desk and in every home‘ aus den 1970er Jahren. Man hat uns äußerst erfolgreich die Idee verkauft, dass Otto Normalbüger einen Computer „braucht“. Aus dem Marketing kennt man das als „Bedürfnisse wecken“ – und daraus einen lukrativen „Bedarf“ zu machen.

Das hat sich durchgezogen und bis heute vorläufig bis zum Smartphone gesteigert. Der nächste Verkaufsschlager wurde mit kleinen Robotern aller Art bereits vorbereitet und wird gerade auf „Künstliche Intelligenz“ ausgeweitet. Denn mit diesem Schlagwort lässt sich mehr verpacken: Seit ein paar Monaten ist jetzt plötzlich alles Mögliche „intelligent“, was früher allenfalls „automatisch“ war.

Nebenher werden wir medial immer mal wieder auf den neuesten Stand gebracht, wie es um die Entwicklung „autonomer“ bzw. „selbststeuernder“ Automobile steht. Ob das überhaupt jemand haben will, ist irrelevant. Es wird daran gearbeitet. Und wenn es jemals funktionieren sollte, dann wird es uns verkauft. Mit diesem Profit wird fest gerechnet. Deshalb wird das Ganze als „unausweichliche Zukunft“ hingestellt.

Im Geschichtsunterricht an den Schulen wird „die Industrialisierung“ als vornehmlich positiver epochaler Meilenstein gelehrt, mit dem unser aller heutiger Wohlstand, Überfluss und Luxus begann – erst ermöglicht jedoch durch die massenweise Förderung von Steinkohle, um die Dampfmaschinen und Eisenbahnen betreiben zu können.

Heute dagegen glaubt man zu wissen, dass genau dadurch, durch die massenweise Verbrennung von Kohle, auch der „menschengemachte Klimawandel“ in Gang gebracht wurde. Das konnten die Menschen damals wohl noch nicht absehen. Dass „die Digitalisierung“ auf ähnlich direktem Weg in eine Sackgasse führt, wird man vehement bestreiten. Schließlich sind wir doch heute viel schlauer, schon deshalb, weil wir Computer haben.

Wenn Sie wüssten... >> www.halloCerny.de

Dienstag, 20. November 2018

übertrieben beschützt

Dieses „Früher war alles besser“ ist natürlich Quatsch. Aber man hat auf so einiges fröhlich gepfiffen, das inzwischen zu gewaltigen Problemen erhoben wurde …und (nur) deshalb nach Lösungen verlangt, die früher gar nicht nötig waren. Als ein Paradebeispiel: der Datenschutz.

In den meisten Themen, die heute vehement diskutiert werden, verpasst man es andauernd  grandios, gedanklich ein Stückchen weiter vorn anzusetzen. Das ist ungefähr genau so, wie der Autofahrer, der innerlich gehetzt und gestresst im Slalom über die Bundesstraße jagt; dabei sich selbst und andere gefährdet, statt einfach fünf Minuten früher loszufahren.

So auch bei der zwanghaften „Digitalisierung“ unserer Welt. Auf der einen Seite ist man völlig begeistert von den Möglichkeiten, andererseits verbreitet es Angst und Schrecken, dass in dem ganzen Tammtamm, der früher einmal „EDV / Elektronische Datenverarbeitung“ hieß, jede Menge Daten verarbeitet werden.

Dieser Angst und diesem Schreckgespenst setzte man irgendwann den Datenschutz entgegen. Dadurch hat jeder Bürger ein Recht auf seine persönlichen Daten. Doch wo fängt das an und wo hört das auf? Ist etwa Ihr persönliches Geburtsdatum schon besonders schützenswert, wo doch Millionen andere am selben Tag geboren wurden?

Nein. Gefährlich wird es angeblich erst dann, wenn einzelne Daten miteinander verbunden und dadurch ganz bestimmten Personen zugeordnet werden können. Das führt inzwischen zu kleinen Seltsamkeiten, wie der Zugbegleiterin, die neuerdings keon Namenschild mehr tragen darf: Gesicht plus Name, Verknüpfung, Datenschutz. Im Fall der Fälle müssen Sie sich über die Personalnummer beschweren.

Noch seltsamer, dass nach der erfolgreichen Klage eines Österreichers an Haustürklingeln in Wien nicht mehr der Name des jeweiligen Mieters prangen darf. Denn Name plus Straße und Hausnummer, Verknüpfung, Datenschutz. Ob das eventuell leicht übertrieben ist, sollte man am besten Paketlieferanten fragen, oder Notärzte im eiligen Notfall.


>> www.halloCerny.de 
 

Dienstag, 30. Oktober 2018

freundlich genervt

Man wechselt normalerweise nicht ständig den Wohnsitz. Gott sei Dank. Denn die Kämpfe, die man während einer solchen Aktion mit verschiedenen Telefon-Hotlines („Service“ genannt) bestreiten muss, können einem durchaus den vorletzten Nerv kosten.

Da denkt man, wenn man für seine gesamte technisch-mediale Anbindung an die Außenwelt, für Fernsehen, Internet und Telefon, nur einen einzigen so genannten Provider hat, sollte es relativ unkompliziert sein, einen Umzug zu melden und abzuwickeln. Da wird in irgendeiner zuständigen Abteilung des Konzerns die „F12“-Taste gedrückt, und: fertig. Jedoch: von wegen. 

Denn gerade, wenn sich irgendwo ein Fehler einschleicht, wird man schnell kreuz und quer durch die telefonische Kunden-Hotline verbunden, auf der verzweifelten Suche nach jemandem, der eventuell zuständig sein könnte. Irgendwann haben so viele hilfsbereite Menschen ihre Finger im Spiel, dass aus einem einzigen kleinen zu behebenden Problemchen ein erheblich großes Durcheinander wird. Die Chaostheorie live im Alltag.

Je öfter man zwangsweise mit solchen Hotlines telefonieren muss, desto mehr und unangenehmer fallen einem dabei ein paar Details auf, über die man ansonsten glatt hinweghört. Dabei hat man sich längst an die simuliert stimmlich-automatisierten Sprachmenus erschreckend gewöhnt („Sagen Sie 1, wenn Sie die Wartemusik noch einmal hören wollen“). Wenn man dann doch endlich irgendwann einen Menschen am Hörer hat, bleibt es dennoch mindestens ebenso erschreckend maschinell-automatisiert als menschlich.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“ hört man am Ende einer ellenlangen Begrüßungsformel den Gesprächspartner fragen. Eine Antwort wie etwa „Ich hoffe, Sie können“ oder „Ich bin gespannt, ob Sie können“ löst jedoch eher Verwirrung aus: Das Hotline-Personal ist sich der selbstgestellten Frage vor lauter automatisiertem Aufsagens gar nicht mehr bewusst.

Das Gleiche, wenn man im Laufe eines Telefonats in die Warteschleife gelegt und anschließend wieder zurück begrüßt wird: „Danke, dass Sie gewartet haben“. Na, was bleibt einem schon übrig. Eine antrainiert automatisiert-floskelhafte Freundlichkeit, die einem irgendwann auf den Nerv geht. Vielleicht auch nur das berüchtigte „Spiegelbild der Gesellschaft“.

Wenn Sie wüssten... >> www.halloCerny.de

Donnerstag, 13. September 2018

gestammelt diskriminiert

Wie man kürzlich erleben durfte, geht es sogar beim Weltklasse-Damen-Tennis inzwischen sexistisch zu. Doch nicht etwa, weil im Damentennis keine Herren spielen dürften. Sondern aus Gründen von diskriminierenden Punktabzügen. Das liegt jedoch eher an der neuen Mutwilligkeit, überall Diskriminierung sehen zu wollen.

Kürzlich verlor der Tennis-Star Serena Williams ein bedeutendes Finale leicht überraschend gegen eine Nachwuchsspielerin. Während des Spiels beeindruckte Williams jedoch weniger durch Ball- als vielmehr durch Wortwechsel, nämlich mit dem Schiedsrichter. Und zur Strafe erhielt der Star mehrere Punktabzüge.

Gegenüber den Medien erklärte Frau Williams die Vermutung, der Schiedsrichter hätte bei einem Match unter Männern sicher nicht solche Strafen ausgesprochen. Und das sei sexistisch. Von Rassismus konnte Williams auch kaum sprechen, denn ihre Gegnerin war eine vom Schiedsrichter völlig unbehelligte Japanerin.

Sowohl Vorwürfe von Rassismus als auch Sexismus musste einen Tag später dagegen jedoch ein Karikaturist erleben, der für eine Zeitung in den USA eine Zeichnung anfertigte, die Frau Williams auf einem Tennisplatz vor Wut schnaubend darstellte. Mutwillige Konfrontation geht inzwischen (auch) vor jedem Humor.

Erstaunlich, dass in den folgenden Tagen in den sozialen Medien" keine MeToo"-Kampagne startete, in der eine Unmenge an Sportlern eingestanden hätte, auch schon einmal verloren zu haben - und jetzt im Nachhinein prompt den Mut gefunden hätten, irgendeine Diskriminierung darin zu erkennen. Doch so ahnen wir jetzt immerhin, warum Schalke 04 in der Bundesliga noch nie Meister wurde.

Man könnte zu Serena Williams eine kleine Parallele sehen zu diesem Fußballspieler Mesut Özil, der vor einigen Wochen auf eine gewisse Kritik an ihm u.a. mit „Rassismus“-Vorwürfen konterte. So wurden aus Fußballfans kurzerhand Rechtsradikale, mutwillig und willkürlich und sämtliche („sozialen“) Medien sprangen darauf an.

Das hat sich in letzter Zeit verbreitet etabliert: bequeme und einfache „Hashtag“-Denke im Schlagwortmodus, maximal in „Twitter“-Länge. Wenn das solche Folgen produziert, wäre das bedenklich genug. Doch schlimmer noch, wenn über diese Folgen genauso kurzgestammelt gedacht und geredet wird.

Wenn Sie wüssten... >> www.halloCerny.de

Dienstag, 28. August 2018

digital konfrontiert

Es scheint in unserer Gesellschaft zunehmend radikal zu werden. Oder anders gesagt: Ein womöglich ohnehin leichter Hang zur Radikalität bekommt zunehmend Anlässe, öffentlich angewendet zu werden. Doch vielleicht liegt es auch daran, wie soziale Medien als Öffentlichkeit fungieren.

Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre war ganz schön was los in Deutschland. Es gab eine Hausbesetzerszene, es gab Demonstrationen gegen die Stationierung von Mittelstreckerenraketen in Deutschland und demonstrierten regelmäßig Atomkraftgegner. Das waren offiziell, politisch wie medial: alles „Chaoten“.

So gesehen war es die letzten paar Jahre vergleichsweise ziemlich ruhig. Es schien, als wäre die Bevölkerung massenhaft narkotisiert kaum noch von ihrer Couch, ihrem Fernseher und ihrer PlayStation wegzubekommen. Anlässe hätte es sicherlich ein paar gegeben.

Mit dem Internet und insbesondere mit den „sozialen Medien“ wurde das ein wenig anders: Jetzt konnte man seine Meinung öffentlich bundes- und sogar weltweit verkünden, sich massenhaft engagieren und/oder chaotisch toben, ganz bequem von Zuhause aus, relativ äußerst gefahrlos, mit einem Sicherheitsabstand so weit die Datenleitung reicht.

Diese Verhinderung und aktive Vermeidung der direkten persönlichen Auseinandersetzung mit Menschen anderer Meinung hat Folgen. Zumal hierbei nicht nur bekannterweise sämtliche non-verbalen Signale wie Gestik und Mimik flachfallen. Es hat sich dazu noch etabliert, die Welt auf ein schnödes „Gefällt mir“ oder eben nicht zu reduzieren, Daumen hoch oder runter, dazwischen gibt es nichts.

Wenn man lernt, die Welt durch diese künstlich digitale Brille wahrzunehmen, wähnt man sich gern auch in einer Welt auf dem intellektuellen Stand des Kalten Krieges, in der das eindeutig Gute gegen das eindeutig Böse kämpft. Wobei dummerweise jeder vollauf davon überzeugt ist, zu den Guten zu gehören.